Rückschlag im Nachholer aus dem Nichts
Gegen den FC An der Fahner Höhe unterlag Tabellenführer VfL Halle 96 höchst unglücklich 1:2 und präsentiert dabei auch einen Wintertransfer für die Offensive. Trotz Niederlage und weiterer Nachholspiele behaupten die Blau-Roten ihren Tabellenplatz und genau deshalb war der Frust nach dem Spiel besonders greifbar, auch wegen zwei Entscheidungen vom teilweise überfordert wirkenden Spielleiter Nico Lorenz (Dresden), welche man der Kategorie „Spielentscheidend“ getrost zuordnen kann.
Spiel wurde nach Platzbesichtigung auf Kunstgrün verlegt
„Wir haben den Hauptplatz erst vor zwei Tagen spielfähig vorbereitet“, gab es seitens der Leitung Platzpersonal zu Protokoll. Mit einem konnte man dabei jedoch nicht rechnen, was dann letztlich zur Entscheidung einer Spielverlegung auf Kunstgrün beitrug: Eine trotz Minustemperaturen offenbar sehr aktive Regenwurmpopulation. Diese trägt um Zuge ihrer eigentlich für den Boden äußerst nützlichen Wühltätigkeit immer wieder dazu bei, dass dabei kleine hüglige Unebenheiten geschaffen werden und diese waren nunmehr in gefrorener Form über die gesamte Platzfläche verteilt. Verletzungsgefahr dadurch zu hoch, Entscheidung somit richtig! So ging es also in Richtung Kunstrasenplatz und eingeweihte 96er wissen… . Nun ja, Ende bekannt, wieder einmal!
VfL96 mit neuem Namen in Kaderliste und scharfen Start in das Spiel
David Vardanian (22) heißt die neue Offensivkraft (Sturm), welche sich in der Winterpause den 96ern anschloss. Der in Moskau gebürtige Russe mit armenischen Wurzeln machte in der Nachwuchsakademie des Moskauer Traditionsclubs Spartak seine ersten entscheidenden Schritte, ehe es über weitere Stationen, zuletzt FCE Aue (U19), bis in die U19-Auswahl Armeniens und nun an den halleschen Zoo ging. „Dobro Poschalowatsch“, David!
Mit Anpfiff des Spiels zeigten die Blau-Roten gleich an, in welche Richtung das Spiel und am Ende das Ergebnis gehen sollen. Und dabei kam auch gleich richtig Feuer in das Spiel. Jegor Jagupov wird links im Strafraum angespielt und dort von zwei Akteuren der Thüringer so offensichtlich in die Zange genommen, dass hier zwingend auf Strafstoß hätte entschieden werden müssen (4.)! Zur Überraschung auf Seite der Gastgeber und ihres Anhangs, passierte jedoch genau Das nicht. Eine Uhrzeigerumdrehung später unterläuft Gästehüter Max Reinwald ein Fangfehler, Nils Morten Bolz versucht im Duell mit Reinwald den Ball Richtung Tor zu köpfen, wobei Letztgenannter diesmal beherzter und erfolgreicher zugreift, die Kugel damit sichert (5.). Kurz danach spielt Eric Seise von der linken Außenbahn die Kugel flach und scharf vor das Gästetor, wo jedoch wenige Zentimeter Fußlänge bei Bolz fehlen (13.). Minuten später Jubel auf und mehrheitlich neben dem Platz als Bolz, halblinks im Sechzehner, zum vermeintlichen 1:0 trifft (20.). Spielleiter Lorenz wollte in dieser Szene jedoch ein vorheriges Handspiel gesehen haben und gab den Treffer nicht. Das die Gäste, neben ihrer sichtbaren meist körperlichen Überlegenheit, auch am Spiel teilnahmen wurde im Gegenzug hörbar. Marvin Schindler schließt aus der Distanz ab und trifft den Querbalken, 96-Schnapper Janek Elm wäre hier ohne Chance gewesen (21.). Dafür entschärfte er im 1:1 eine Gelegenheit zur Führung der Thüringer, indem er das untere Eck am ersten Pfosten dichtmachte (44.). Somit ging es torlos in die Pause.
Standards prägen weiteren Spielverlauf und führen zum Ergebnis
Was im ersten Spielabschnitt bereits sichtbar war sollte sich auch in Hälfte Zwei nicht ändern, so richtig dicke Torchancen kreierten beide Mannschaften nicht. Bei den 96ern war dabei der Kardinalfehler, dass man gegen die körpergrößenmäßig weit überlegenen Gäste zu häufig mit hohen Bällen versuchte zum Erfolg zu gelangen. Trotz regelmäßiger Hinweise von Cheftrainer Dieter Hausdörfer die Bälle flach zu spielen, wurde es zu wenig umgesetzt und wenn, dann fehlte es am Ende an der Genauigkeit, der Schärfe und ja, gelungene Abwehrversuche kamen auch dazu. Misslungene sorgten demgegenüber für die Tore im Spiel. Bevor es soweit war, testete Jagupov Reinwald. Albert Arzumanyan legt für Jagupov auf Höhe Strafraumkante auf und der zwingt Reinwald aus gut 17 Metern zu einer Parade (59.). Das war so eine Variante mit Erfolgspotential, leider zu wenig genutzt. Sekunden später wird Kapitän Martin Ludwig rechts in der Box von den Beinen geholt und diesmal gibt Lorenz den Strafstoß. Der Gefoulte selber führt aus und trifft flach in das Eck am, aus Schützensicht, linken Pfosten zum überfälligen und hochverdienten 1:0 (62.). danach sollten sich die Ereignisse überschlagen. Die bis dato bemühten aber wenig Chancen habenden Gäste bekamen halblinks, etwa 20 Meter Torentfernung, einen Freistoß zugesprochen. Der hoch in Richtung zweiter Pfosten gespielte Ball kommt zu Tobias Kupke und der trifft per Kopf zum 1:1 (80.). Als sich alle mit diesem Ergebnis, mehr oder weniger zufrieden, abgefunden hatten wird der eingewechselte Philipp Katzenberger im Kampf um den Ball auf Höhe Grundlinie gefoult und anstatt Freistoß, entscheidet Lorenz auf Eckstoß (90.). Maik Baumgarten befördert den Ball direkt und hoch auf den zweiten Pfosten und trifft tatsächlich noch zum 1:2 (90-+1). Ob da nun Elm eine Aktie mit hat war aus Sicht des Berichterstatters nicht erkennbar, spielt aber auch keine Rolle, den Eckstoß hätte es nie und nimmer geben dürfen! „Wir haben dann auch den Fehler gemacht und den Gästen zu viele Freistöße zukommen lassen. Hierdurch konnten sie dann ihre überlegene Körperlichkeit einbringen. Ärgerlich daran ist, dass wir meistens in Überzahl waren und dadurch auch andere Optionen zur Wahl standen.“, sah es Hausdörfer. Aber auch: „Uns fehlten durch die vielen Ausfälle heute einige Akteure mit entsprechender Körperhöhe. Unsere zumeist kleineren Spieler hatten mit der Spielweise der Thüringer so ihre Probleme, aber auch daraus werden wir lernen.“ In diesem Zusammenhang war aber auch auffällig das sehr häufig gegen die 96er in 50:50 Aktionen entschieden wurde, wenn ein FCAdFH-Akteur im Ringen um den Ball zu Boden ging.
Nicht mehr zu ändern und letztlich hing es auch wieder daran, dass man sich wiederholt nicht selber für eine wieder ordentliche Vorstellung belohnte. Die nächste Chance es besser zu machen gibt es bereits am kommenden Samstag, 28.1.2023, 13.30 Uhr, wenn der VfB1921 Krischow in das „HWG-Stadion am Zoo“ anreist. Dann hoffentlich wieder ein Spiel auf Naturgrün und Paul Schubert, welchem nicht nur wegen des Ergebnisses am Wochenende der Kopf gebrummt haben dürfte. Inwieweit die zuschauenden Arnold Schunke, Gino Böhne, Ernst Moritz Arndt und Max Kowalski wieder zur Verfügung stehen bleibt abzuwarten. Ein Zugewinn an mannschaftlicher Höhe ist wünschenswert!
Elm, Seise, Bolz, Arzumanyan, Jagupov, Lubsch (74.,Vardanian), Schubert (36.,Katzenberger), Uhlmann, Halbauer (54.,Bergmann), Dierichen, Ludwig.
Torschützen: Ludwig (5), Jagupov, Bolz (4), Uhlmann, Kowalski (2), Arzumanyan, Ferati, Schunke , Lubsch, Dierichen (1), Eigentore: Gegner (2), selbst verursacht (1)
Fotos vom Spiel
Fotograf: Jens Franke
Beitrag veröffentlicht am 23. Januar 2023