Ein irres Ding in der untersten Spielklasse – Teil 2
von Andreas Jahnecke
Rückstand erneut gedreht-Willensleistung belohnt-Unschöne Szenen am Ende
Wer annahm das die vorwöchige Dramatik des Auswärtskrachers beim HSC 1996 II in der 2. Stadtklasse (5:6) so schnell keine Fortsetzung finden würde, sah sich nur sieben Tage später am Sonntag, 25.10.2020, auf dem Kunstrasenplatz im „HWG-Stadion am Zoo“ eines Besseren belehrt. Im Spitzenspiel VfL 96 III gegen den VfL Seeben, 3. vs. 4.drehten die Blau-Roten erneut ein komplettes Spiel. Inwieweit es dazu überhaupt hätte kommen müssen, bleibt dabei der individuellen Sichtweise des Betrachters überlassen. Man wird jedoch schnell Einigkeit erlangen, dass den Toren des VfL Seeben, 0:1,1:2, 1:3 (10.,37.,57., 2 x Kathe, Krause), einfache Fehler im Spielaufbau vorangingen, man dadurch in Konter lief und 96-Schnapper Boris Mocek in den daraus resultierenden 1:1-Situationen chancenlos war. Auf der anderen Seite konnte Fabian Geiger mit einigen Glanztaten aufwarten und damit seine Mannschaft überhaupt im Spiel lassen. Es mag komisch klingen, doch selbst nach dem 1:3-Rückstand hatten die 96er die besseren Torchancen und hätten durch Karsten Pfeuffer, nach Vorbereitung Martin Zerban, schon früh mit 1:0 führen können. Pfeuffer traf den Ball jedoch nicht voll und so hatte Geiger keine Mühe den Abschluss sicher aufzunehmen (5.). Keine Chance hatte Geiger dann aber beim Abschluss des eingewechselten Ralph Backe. Der wird links im Strafraum angespielt und schließt mit dem rechten Fuß hoch auf den zweiten Pfosten ab, wo die Kugel dann auch zum 1:1 einschlägt (36.). Beim 2:3-Anschlusstreffer schließt Pawel Trzaska aus gut 18 Metern ab, flach rauscht das Spielgerät in den unteren Torwinkel (59.). Dem 3:3 durch verwandelten Handstrafstoß von Trzaska (77.) geht eine strittige Szene voraus welche mit dazu beitragen sollte, dass es nach Spielende noch unschön wurde. Ein in den 16er auf Marcel Böttcher gespielter Ball soll seinem unmittelbaren Gegenspieler wohl an die Hand gesprungen sein und der junge Schiedsrichter Zakariya Wanas entschied auf Strafstoß für die Gastgeber. Diese Entscheidung lies bei den Gästen dann doch einige emotionale Regungen ausbrechen, welche sich im Spielverlauf bei zwei weiteren Entscheidungen angesammelt hatten. Mocek hatte wohl einen Ball knapp vor der Box aufgenommen und bei einer Zweikampfaktion von Tino Spieker wollte man eine Tätlichkeit gesehen haben. Beide sah der Spielleiter anders und sorgte damit für einigen Unmut bei den sich benachteiligt fühlenden Gästen. Diese verloren dann auch noch ein bereits sicher geglaubtes Spiel zehn Minuten vor regulärem Spielende. Über die rechte Außenbahn zieht Zerban in den 16er, schließt aus Nahdistanz auf den ersten Pfosten ab. Geiger kann den scharf getretenen Ball nicht aufnehmen, der landet bei Backe, welcher die Kugel unter den Querbalken zum 4:3 nagelt (80.). Mocek musste dann kurz vor Spielende noch einen Distanzschuss um den Pfosten seines Tores drehen und der VfL Seeben kam durch Eckstoß zu seiner letzten Möglichkeit. Aber auch der aufgerückte Geiger konnte für seine Mannschaft nichts mehr richten. So stand am Ende eines dramatischen Spieles ein 4:3 für die „Dritte“ der 96er .
Trotz aller erhitzter Gemüter reichte man sich nach dem Spiel die „Corona-Faust“ und ging gemeinsam in Richtung der Umkleiden. Umso überraschender musste weit nach dem Spiel zur Kenntnis genommen werden, dass sich der junge Spielleiter Wanas aufgrund angedrohter Handgreiflichkeiten seitens eines Gästeakteurs in seiner Umkleide eingeschlossen hatte und den Schieriobmann des Stadtverbandes telefonisch um Unterstützung gebeten hatte. Dieser kam dem jungen Mann dann auch zu Hilfe und es wurden erste mündliche Stellungnahmen mit den Mannschaftsverantwortlichen aufgenommen. Infolge Dessen sollen wohl auch (rassistische?) Äußerungen gegenüber 96-Spieler Aloussen Zöllner zur Sprache gekommen sein. Ein Nachspiel ist also zu erwarten.
Der VfL spielte mit: Mocek, Adam (36. Böttcher), Eisenschmidt (46. Pfeuffer), Wippert, Trzaska, Pfeuffer (30. Backe), Zerban, Marzian, Kryschak, Zöllner, Spieker
Beitrag veröffentlicht am 26. Oktober 2020