Spielbericht     Davon geht die Welt nicht unter, trotzdem ist es ärgerlich

von Andreas Jahnecke


Frühe Führung hält nicht – RWE individuell überlegen – Auf Platz 2 in die Zwangspause

Wie bereits vor gut 20 Jahren in der ersten gemeinsamen Saison ging es zwischen dem FC Rot-Weiss Erfurt und dem VfL Halle 96 im, mittlerweile komplett neuen, „Steigerwaldstadion“ zwischen beiden Kontrahenten auch beim dritten Aufeinandertreffen sehr, sehr knapp zu. 2:1 hieß es dieses mal für die Gastgeber. Mit diesem Ergebnis steht in der kurzen Spielhistorie zuerst einmal der zweite Sieg für die Blumenstädter und im weiteren die Konstante, dass der jeweils Erfolgreiche dieses weiterhin mit nur einem Treffer mehr als der Kontrahent ist. 4:3, 0:1, 1:2, heißt es nun aus Sicht des VfL Halle 96.

Das Spiel im menschenleeren Steigerwaldstadion – das erfurter Gesundheitsamt ließ wegen des gegenwärtigen Infektionsgeschehens keine Zuschauer*innen zu – begann mit einem Gruß der Mannschaft an die daheimgebliebenen Fans. Das Team lief mit dem Banner der „Hoddwolleh“, dem Erkennungszeichen der Blau-Roten Fangemeinde auf den Platz und zeigte so ihre Verbundenheit mit ebenjenen treuen Anhänger*innen.
Nach dem erfolgten Anpfiff ging es dann auch sportlich optimal los: Nils Morten Bolz brachte per Volley die Blau-Roten mit einem und da greift der Berichterstatter jetzt mal ganz tief in die Schatzkiste der gesammelten Kommentatorenweisheiten, „Sonntagsschuss am Sonntagnachmittag“ früh mit 0:1 in Front (15.).
Zu diesem Zeitpunkt war VfL-Urgestein Steven Niesel schon nicht mehr auf dem Feld, das 22jährige Mittelfeldtalent aus der VfL-Kaderschmiede musste in der 10. Spielminute nach einem harten Zweikampf an der Mittellinie verletzungsbedingt ausgewechselt werden. Gegenüber vflhalle96.de gab er bereits nach dem Spiel Entwarnung und ist guter Dinge, dass das linke Knie nicht schwerer geschädigt ist und er entsprechend früh in das individuelle Training während der Saisonunterbrechung gehen kann. Eine MRT-Untersuchung in Halle soll diesbezüglich Klarheit bringen.

Nun sind die einstigen sportlichen Glanzlichter der Rot-Weißen aus der Thüringer Landeshauptstadt, welche sich zu Zeiten der DDR-Oberliga eher in den mittleren, teils unteren, Tabellenregionen eingerichtet hatten, (1985, Intertoto-Cup, 6:1 gegen Fortuna Düsseldorf, 1991, DFB-Pokal 2:1 gegen Schalke 04, einige Serien in BuLi 2 und 3.Liga) längst erloschen. Für die 5. Liga stehen in den Reihen des RWE jedoch gut ausgebildete, starke Akteure und damit hat man sich am Steigerwald nach anfänglichen Startschwierigkeiten mittlerweile gut und erfolgreich in die Saison reingespielt. Dieses mussten die 96er am Spielende auch in ihrem Resumee anerkennen. „Wir haben hier ein ordentliches Spiel abgeliefert, aber am Ende hat die Mannschaft mit den besseren Individualisten gewonnen“, sah es 96-Cheftrainer Rene Behring in seiner Zusammenfassung. Und wie Recht Behring mit seiner Sichtweise hatte, zeigten allein die Gegentreffer der Gastgeber. In Summe vieler gefährlicher Aktionen über die Flügel durch die dribbelstarken und schnellen Außenspieler, fielen aus solchen Aktionen dann auch die spielentscheidenden Treffer der Gastgeber. Per Fuß gelang Hedy Chaabi das 1:1 (37.) und per Kopf sorgte Artur Mergel für den 2:1-Siegtreffer (71.).

Mit dieser Niederlage ordnen sich die 96er nun auf Platz 2 einer auf den vorderen Plätzen hochgradig engen Tabelle ein. Die punktgleichen FCE, VfL96, RWE und FCO trennen gerade einmal 6 Punkte vom Tabellenneunten Rudolstadt. Man darf daher mit Fug und Recht konstatieren, dass es auf Bezug dessen weitaus schlimmere Szenarien gibt. Allein deshalb besteht für die Blau-Roten keinerlei Veranlassung die nun folgende Zwangspause dauerhaft mit hängenden Köpfen zu überstehen. Dominant sollten deshalb eher die bislang überwiegend positiven Erfahrungen in der Betrachtung der absolvierten 9 Saisonspiele sein. „Und da haben wir eine Menge richtig gemacht“, fasste es Torschütze Bolz im Interview mit vflhalle96.de kurz und treffend zusammen. Und genau damit haben sich die 96er auch eine sehr gute Position für den Zeitpunkt erarbeitet und erspielt, an welchem es weitergeht. Wann auch immer das sein wird.

Der VfL spielte mit: Waite, Böhne (40. Zimmer), Bolz, Schunke, Klitscher, Eder, Niesel (10. Shubitidse), Lorenz, Kind, Kretschmer, Kirst (72. Tsipi)

Fotos vom Spiel der Oberliga-Mannschaft

Fotograf: Jens Franke


Beitrag veröffentlicht am 2. November 2020

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