Das Ding mit der letzten Minute
„Ist zwar ärgerlich, aber der Punkt kann am Ende noch wertvoll sein“, bilanzierte Ex-VfL96 Kapitän Mark Jonekeit, extra aus Dresden angereist, nach Abpfiff des Spiels gegen den FC Einheit Rudolstadt. Worte der Aufmunterung an einem emotionsgeladenen Tag. Vor dem Anpfiff gedachte man dem kürzlich verstorbenen Ex-Spieler und –Trainer Manfred Kampa, dann feierte man die frühe Führung und am Ende des Tages stand man gefühlt mit leeren Händen da. Ja, und dazwischen gab es auch noch eine Menge Aufregendes. Nicht unbedingt für Ästheten und Feingeister des Fußballs, aber immerhin.
Kaum hatte Spielleiter Lucas Leihkauf die Partie freigegeben, gab es für die 96er den ersten Standard in Form eines Eckstoßes. Der Ball segelte von rechts hoch in den Strafraum, kam zu FCZ Jena-Leihgabe Olexei Ohurtsov und der schloss gekonnt aus der Drehung ab, dass Spielgerät segelte in den oberen Torwinkel am zweiten Pfosten zur 1:0-Führung (2.). Früher Jubel war also angesagt im altehrwürdigen „HWG-Stadion am Zoo“ und die Hoffnung auf Großes entfacht. Doch es sollte anders kommen. Statt Sicherheit fanden die Blau-Roten im Anschluss ebenso wenig in das Spiel, wie auf der anderen Seite der Gast aus Thüringen. Es entwickelte sich im Allgemeinen viel Stückwerk, ohne in einen wirklichen Spielfluss zu gelangen. Darüber konnten auch die dennoch entstehenden Abschlusshandlungen nicht hinwegtäuschen. 96-Kister Till Jagodzik konnte kurz nach dem Führungstreffer eine 1:1-Situation für sich entscheiden (7.). Nach einem wiederum hochgespielten Ball in die Box hält Torschutze Ohurtsov die Fußspitze hin und zwingt FCE-Hüter Max Bresemann zu einer starken Parade, welche in einem erneuten Eckstoß endet (14.). Ein glückliches Ende vor dem VfL-Tor nahm ein Kopfball von Marco Riemer, welcher aus Nahdistanz deutlich über den Querbalken segelte (25.). Mehr Glück dann für die 96er nachdem Tom Krahnert von der Strafraumkante aus, hörbar Aluminium traf (37.). Mit einer knappen Führung ging es in die Pause.
Diese beendeten beide Mannschaften ohne Spielerwechsel. Den besseren Start in das Spiel sollten dabei wieder die Gastgeber haben. Von der rechten Außenbahn flankt Dario Borval hoch, aber ein wenig zu weit, vor das Gästetor. Jegor Jagupov kann die Kugel behaupten, legt ab zum heranstürmenden Ludwig Bölke und dessen straffer Abschluss wird geblockt (51.). Dann ist es wieder Ohurtsov der aus gut achtzehn Metern, halbrechts, Bresemann zu einer weiteren Flugeinlage zwingt (55.). Wenige Minuten später erhält der FCE einen umstrittenen Freistoß zugesprochen. Von der rechten Außenbahn, fast auf Höhe Grundlinie, erfolgt die direkte Ausführung auf den ersten Pfosten und dieser wird hörbar getroffen (59.). Danach ist Aufatmen bei Robert Pessel angesagt. Im Abwehrversucht wird ein FCE-Akteur angeschossen und der Ball rollte einigermaßen knapp am Tor des VfL96 vorbei (63.). Minuten später sollten dann die Emotionen noch einmal richtig in Wallung gebracht werden und das vollkommen zurecht. Ohurtsov wird im Zuge eines Konters auf Höhe Mittellinie ohne Chance auf Ballgewinn rüde von den Beinen geholt. In die folgende gruppendynamische Diskussionsrunde schaltet sich auch Albert Arzumanyan in seiner Funktion als Kapitän ein, was durchaus legitim und nachvollziehbar ist. Im Getümmel geht plötzlich ein Gästespieler zu Boden, was aus Berichterstattersicht eher ein Fallenlassen in Folge der Berührung eines Mitspielers war, welcher den „Gefallenen“ lediglich vom Ort des Geschehens fernhalten wollte. In der zugegeben unübersichtlichen Situation entschied Spieleiter Leihkauf, dann wohl eher fälschlich, dass der bereits verwarnte Arzumanyan Auslöser des Falls gewesen sei und gelb-rot präsentiert bekam (68.). Das jedoch der Verursacher des ganzen Durcheinanders lediglich mit einer Verwarnung davon kam, muss man klar als Fehlentscheidung werten. Positiv hierbei, dass Ohurtsov durch das Foulspiel keine gesundheitlichen Schäden davontrug. Wenig später wird der eingewechselte Niels Noack halbrechts in der 96-Box angespielt und zielt völlig blank lediglich am ersten Pfosten vorbei (72.). Riemer macht es dann, links im Sechzehner, nicht besser. Der auf den zweiten Pfosten gespielte Ball, segelt ebenfalls vorbei (81.). Eine in Unterzahl befindliche und aufopferungsvoll den Vorsprung verteidigende VfL96-Mannschaft, erwischte es dann aber doch noch. Und der Ausgangspunkt war wiederum fragwürdig. Es ging wieder um einen strittigen Freistoß von der rechten Außenbahn (88.). Dieser wurde zu einem Eckstoß geklärt. In dessen Folge dann Ron Wachs aus dem Gewühl zum 1:1-Endstand traf (90.).
Letztlich, unabhängig fragwürdiger Entscheidungen der Spielleitung, muss man sich dieses Remis auch ein Stück weit selber ankreiden. Es gelang trotz aller Bemühungen einfach nicht, die eigene frühe Führung zu veredeln und somit das Spiel für sich zu entscheiden.
Positiv: Gute Stimmung und Unterstützung des Fanblocks, Niels Morten Bolz stand wieder im Kader und die Punktabstände sind immer noch die Gleichen.
Nun heißt es Landespokal beim FC Bitterfeld-Wolfen (23.3.2024) und dann steht der Nachholer gegen Halberstadt auf dem Programm (30.3.2024).
Jagodzik, Arzumanyan, Jagupov (61., Vujanic), Pessel, Cabral, Shevtsov, Schade, Ohurtsov, Bölke (89., Korngiebel), Borval (77., Frühauf), Ludwig
Torschützen (Punktspiele): 1: Pessel, Frühauf, Mesfun, Borval, 2: Wagner, Bolz, Ohurtsov, 4: Lubsch, Biregey, Jagupov, 6: Vujanic, ET für 96: 1
Torschützen (Pokal) : 1: Wagner, Jagupov, Mesfun, Frühauf, 2: Lubsch, ET: 1, 11m-Schießen: 1: Arzumanyan, Bolz, Dierichen, Frühauf, Wagner
Beitrag veröffentlicht am 19. März 2024