Frühe Führung sichert Erfolg im Spitzenspiel


Bereits nach drei Minuten ertönte im „HWG_Stadion am Zoo“ das obligatorische „Ein schöner Tag“, der akustische Hinweis für einen Torerfolg des heimischen VfL Halle 96. Das musikalische Erfolgssignal übrigens ein Überbleibsel der Zeiten, als ein gewisser VfL 1900 Borussia Mönchengladbach noch auf dem „Bökelberg“ spielte und der Schriftzug einer niederrheinischen Altbierbrauerei Gladbacher Männerbrüste schmückte. Heute undenkbar, wenn da nicht ein Alibischriftzug „0,0%“ hinter dem jeweiligen Produktnamen auftaucht.

Blitzstart mit finaler Folge für das Spiel

Ausgerechnet im vorgezogenen Spitzenspiel, welches ursprünglich auf dem 17.12.2022 terminiert war, trafen die 96er früh, sehr früh. Eine Flanke segelt von der linken Außenbahn in den Strafraum des FC Eilenburg wo Martin Dierichen auf Höhe des zweiten Pfostens steht, abschließt und flach ins lange Eck zum 1:0 trifft (3.). Ein Auftakt nach Maß und niemand unter den 105 zahlenden Augenzeugen konnte auch nur erahnen, bereits die Spielentscheidung gesehen zu haben. Das wäre auch reichlich zu früh gewesen. Nach dem Treffer der 96er entwickelte sich ein Spiel welches weniger spielerischen Glanz verbreitete, dafür aber viel an Aktion und Spannung zu bieten hatte. Dieses hatte diesmal jedoch weniger mit beiden Mannschaften zu tun sondern mit den frühwinterlichen Wetterverhältnissen und da schaut das Geläuf nach Spielvorbereitung und zehn gespielten Minuten eben aus, wie es aussah. Eine Spannungszunahme wäre garantiert gewesen, wenn ein Distanzschuss der Gäste nicht gut hörbar am Querbalken des von Janek Elm gehüteten 96-Tores gelandet, sondern im Selbigen sein Ziel erreicht hätte (10.).  Es war das erste hör- und sichtbare Signal des Regionalligaabsteigers, welcher nun optisch das Kommando auf tiefen und kräftezehrenden Untergrund übernahm. Die ganz große Torgefahr entsprang daraus, nennen wir es mal „B-Note“, aber auch nicht so wirklich. Vielmehr übten sich beide Mannschaften in vielen Ungenauigkeiten und einfachen Ballverlusten, so das ein gewisser Fluß im Spiel nicht aufkam. Nach dem Torgestängetreffer dauerte es auch deshalb eine Weile bis zur nächsten zwingenden Torannäherung. Dabei setzt sich Max Kowalski auf der linken Seite durch, zieht in den Sechzehner, passt flach und scharf vor das FCE-Tor, wo dann aber Freund und Feind das Spielgerät nicht erreichen (30.). Wenig später zielt Niels Morten Bolz bei einem direkt ausgeführten Freistoß aus etwa siebzehn Metern zu hoch, der Ball geht über das Tor (32.). Die Gäste versuchen es im Gegenzug wieder aus der Distanz. Aus gut und gern achtzehn Metern, halblinke Position, abgeschlossen, kann Elm den halbhohen Ball um den zweiten Posten zu einem von insgesamt elf Eckstößen erfolgreich abwehren (34.). Mit knapper Führung ging es in die Pause.

VfL96 verteidigt Führung, Elm und Uhlmann ragen heraus

Nach Wideraufnahme des Spiels übernahm der FCE umgehend die Initiative, wollte schnell den Ausgleich herstellen. Erste brenzlige Situation für den VfL96 war ein abgerutschter Direktversuch, die Kugel rollte am sich streckenden Elm aber auch am Tor vorbei (54.). Bei einem darauffolgenden Freistoß konnte Elm den straff getretenen Ball nicht festmachen, war im Nachfassen aber rechtzeitig zur Stelle (57.). Nach einem Einwurf von Bolz kommt Ernst Moritz Arndt zum Abschluß, FCE-Hüter Andreas Naumann kann den Einschlag des Spielgeräts am ersten Pfosten verhindern (59.). Stark im Verhindern zeigt sich Minuten später auch wieder Elm. Der frei aus Nahdistanz zum Abschluß kommende Benjamin Luis scheitert (62.). Mit einem Kopfball verfehlt dann der eingewechselte Martin Ludwig auf der Gegenseite, knapp segelt der Ball am hechtenden Naumann, aber auch am Tor vorbei (69.). Eine strittige Szene eröffnet den Gästen eine Großchance. Ein zurückgespielter Ball wird von einem FCE-Akteur berührt, Elm nimmt das Spielgerät dann auch folgerichtig auf. Zur Überraschung fast aller, entscheidet Spielleiter Toni Bauer trotzdem auf indirekten Freistoß (77.). „Ich habe die Zwischenberührung aus meiner Perspektive nicht gesehen und musste daher so entscheiden“, äußerte sich Bauer nach Spielschluß. Am Ende war das Ganze dann auch ohne Belang, da sich auch hier die 96er auf Höhe der Situation befanden und somit diese Aktion ebenfalls erfolglos blieb. Minuten vor Spielende, in Summe waren es sechs mehr, legt Ludwig richtigerweise auf den ebenfalls eingewechselten Steven Niesel ab. Dessen Versuch, knapp vor der Strafraumgrenze, wird noch leicht berührt, verliert dadurch an Schärfe und kann von Naumann aufgenommen werden (90.+1). Es war der Auftakt zu einem Herzinfarktfinale! Die Eilenburger warfen nochmals alles nach vorn, auch Naumann gab seine Position fast völlig auf, belagerten das Tor der 96er mit hohen Eingaben aus dem Spiel oder durch Eckstöße. Fast hätten die Gäste damit auch Erfolg gehabt, doch da hatte Robert Uhlmann etwas dagegen. Per Kopf wurde der Einschlag des hoch auf den zweiten Pfosten gespielten Balls und somit der mögliche Ausgleich kurz vor der Torlinie abgewehrt (90.+5). Wenig später war Schluß und glückliche Hallenser lagen sich in den Armen.

Ein Triumph des Willens

Am Ende des Tages mögen in der Spielbetrachtung auch die Begrifflichkeiten Glück und Pech eine Rolle gespielt haben. Zumindest auf Seiten des Kontrahenten. Das sicher nicht völlig zu Unrecht, aber letztlich war es ein Triumph des Willens der Mannschaft von Cheftrainer Dieter Hausdörfer. Die 96er brachten viel Leidenschaft, Lauf- und Zweikampfbereitschaft auf den schwer bespielbaren Platz, zeigten sich als Mannschaft. Nimmt man allein diese Komponenten zusammen, einen wieder überzeugenden Elm und einen entscheidend rettenden Uhlmann noch dazu, dann klappt es auch mit dem (Spiel-) Glück. Nicht immer, aber doch manchmal zur richtigen Zeit!

Elm, Seise, Kowalski (65., Ludwig), Arndt, Bolz, Arzumanyan (70., Niesel), Schunke, Schubert, Bergmann (61., Lubsch), Uhlmann, Dierichen

Zuschauer: 105 (Zahlende)

Torschützen: Ludwig 4, Jagupov, Bolz 3, Uhlmann, Kowalski 2, Arzumanyan, Ferati, Schunke , Lubsch, Dierichen 1, Eigentore (für VfL96) 2

Fotos vom Spiel

Fotograf: Jens Franke


Beitrag veröffentlicht am 21. November 2022

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