Das täuschende Ergebnis

von Andreas Jahnecke


Der Unterklassige besiegt in einem Pokalspiel den Höherklassigen mit 4:3. Beim Lesen des nackten Ergebnisses springt dann beim Außenstehenden sofort das Kopfkino an: rassiger Fight wo der „Kleine“ dem „Großen“ die Show stiehlt, der selber mit drei Torgestängetreffern auch nicht eben von Fortuna geküsst ist, dass Spiel weitgehend dominiert dann aber trotzdem scheitert und am Ende weiß nicht einmal der Sieger Warum, Wieso und Weshalb. Alles zig tausendmal vorgekommen, seit es Pokal- und sonstige k.O.-Spiele gibt. Soweit, so gut.

Einen anderen Verlauf hatte dagegen die Achtelfinalpartie im Landespokal von Sachsen-Anhalt zwischen Verbandsligist BSV Halle-Ammendorf und Oberligist VfL Halle 96 im „Stadion der Waggonbauer“. Hier stand es nach nur knapp fünfzehn Minuten Spielzeit bereits 2:0 für die Gastgeber. Tobias Cramer brachte dabei seine Mannschaft mit einem direkt verwandelten Eckstoß, der Ball trudelte am zweiten Pfosten über die Linie, mit 1:0 in Front (8.). Das 2:0 erzielte Tobias Große nach Rückleger. Aus etwa achtzehn Metern schlug die Kugel unhaltbar für 96-Schnapper Janek Elm im Tor des VfL96 ein (14.). Für eine Qualitätssteigerung des Spieles sorgte dieser fulminante Auftakt jedoch nicht, zeigte aber bereits eine gewisse Grundrichtung des Geschehens an. Allein die Art und Weise der frühen deutlichen Führung der Gastgeber sprach für eine höhere Bereitschaft an Investition in dieses Spiel. Ja, die 96er hatten personelle Probleme, welche sich auch auf das Trainingsgeschehen unter der Woche niederschlugen. So fehlten allein mit Philipp Katzenberger, Paul Schubert und Gino Böhne zum Spiel gleich drei Stützen der Mannschaft. Als alleiniges Argument für einen alles in allem bescheidenen Auftritt in diesem nicht nur sportlich wichtigen Spiel kann man es aber auch nicht stehen lassen.

Einer der Aktivposten auf Seiten der Trothaer sorgte dann für die erste Chance, dass Spiel noch in die richtige Richtung zu lenken. Steven Niesel zog aus der Distanz ab und dabei muss es im Strafraum des BSV zu einem Handspiel gekommen sein. Es gab jedenfalls keine Proteste, als Spielleiter Christopher Große (Wimmelburg) auf Strafstoß entschied (32.). Tommy Kind erledigte den Auftrag abgezockt, schob das Spielgerät flach im linken Torwarteck zum 2:1 ein (33.). So ein wirkliches Wecksignal ging vom Anschlusstreffer aber leider nicht aus. Vielmehr hatte Ammendorf im Anschluss an einen Eckstoß die Chance zur Resultaterhöhung. Zum Glück für 96 rauschte der Kopfball über das Tor (45.). Mit knapper Führung des BSV ging es somit in die Halbzeitpause.

Nach dieser startete der VfL96 hoffnungsvoll in den zweiten Spielabschnitt. Nach einem über rechts vorgetragenen Angriff erhält Nils Morten Bolz den Ball und trifft aus Nahdistanz die Unterseite des Querbalkens (50.). Das kann durchaus passieren, dass Geschehen im unmittelbaren Gegenzug sollte es besser nicht. Völlig blank und ungestört erhält der kurz zuvor eingewechselte Gerson Sachs rechts in der Box das Spielgerät und kann Selbiges flach im langen Toreck zum 3:1 unterbringen (50.). Nach der Ergebniserhöhung bringt 96-Cheftrainer Rene Behring mit Ekrem Ferati einen weiteren Stürmer (54.). Nur wenige Minuten danach schon der große Auftritt des aus der eigenen Jugend stammenden Stürmers. Nach einer beherzten Balleroberung dribbelt Ekrem Ferati über links in den Strafraum, zieht fast auf der Grundlinie in Richtung Tor, düpiert dabei mehrere Gegenspieler und schnibbelt die Kugel zum Abschluss auch noch am verdutzten BSV-Hüter Norbert Guth vorbei zum 3:2 ins Tor der Gastgeber (57). Dieses „Tor des Spiels“ öffnete dann erneut die Tür zum Weg, dieses Spiel doch noch drehen zu können. Es trat aber eher das Gegenteil ein. Janek Elm muss gegen den links frei durchgebrochenen Tobias Cramer sein Tor verlassen, der Ex-96er kann sich behaupten und den abschließenden Heber auf das verwaiste VfL-Tor kann Kapitän Arnold Schunke per Kopf klären (66.).
Nur wenige Zeigerumdrehungen später wird Gerson Sachs, wiederum komplett unbedrängt, im Strafraum angespielt. Auch in dieser Szene bleibt Janek Elm keine Wahl. Der junge 96-Kister muss wieder raus, der Ammendorfer kommt zu Fall und es wird auf Strafstoß entschieden (70.). Große Diskussionen gibt es auch hier nicht. Allerdings Stimmen von außen welche Gerson Sachs bereits im Schwebezustand sahen, bevor es überhaupt zur Kontaktaufnahme mit Janek Elm kam. Tobias Cramer schnappte sich die Kugel, führte analog Tommy Kind aus und erhöhte auf 4:2 (71.). Der agile Stefan Raßmann bereitet kurz vor Ende der regulären Spielzeit für Tommy Kind dessen zweiten Treffer vor. Links im Strafraum spielt Stefan Raßmann den Ball flach auf den zweiten Pfosten, wo Tommy Kind keine Mühe hat zum 4:3 einzuschieben (88.). Dieses Resultat sollte dann auch den Endstand bedeuten, auch weil in der fünfminütigen Nachspielzeit ein vermeintliches weiteres Handspiel eines BSVers nicht geahndet wurde.

Kann man sicher darüber streiten, die Hauptursache des Ausscheidens aus dem Landespokalwettbewerb war es jedoch nicht. In Summe investierte der Verbandsligist einfach mehr in das Spiel, zeigte mehr Willen, war in entscheidenden Szenen häufig wacher und steht deshalb auch nicht gänzlich unverdient im Viertelfinale. Für den VfL96 wird es nun darauf ankommen sich unter der Woche zu finden, denn am Samstag (16.10.2021) kommt Union Sandersdorf in das „HWG-Stadion am Zoo“ zum Oberliga-Landesderby. Im Vergleich zu den Blau-Roten allerdings mit viel Selbstvertrauen trotz eigenem Pokalaus gegen den HFC , allerdings verlangte man dem Kontrahenten aus Liga 3 dabei alles ab.
Erschwerend kommen bei den 96ern nun noch die Verletzungen von Marcio Pälchen und Arnold Schunke hinzu. „Beide Spieler mussten zur Dioagnose das Krankenhaus aufsuchen“, informierte Physiotherapeutin Judith Soden.

Da drücken wir mal die Daumen das die Verletzungen nicht so schwer sind und wünschen auch an dieser Stelle gute und schnelle Genesung.

Der VfL spielte mit: Elm, Dabel, Bolz, Raßmann, Pälchen (78. V. Schubert), Schunke, Eder (54. Ferati), Niesel (62. Arzumanyan), Lorenz, Kind, Hempel

Fotos vom Spiel der Oberliga-Mannschaft

Fotograf: Jens Franke


Beitrag veröffentlicht am 11. Oktober 2021

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