Die Pfeife in der Hand, ein Lächeln auf den Lippen
Ulrich Löbel im Interview
Auch uns erreichte vor wenigen Tagen ein Brief des SFV Halle (Saale), in dem auf drastische Beleidigungen, Bedrohungen und sogar körperliche Übergriffe gegenüber den eingesetzten Schiedsrichtern im halleschen Fußball eingegangen wird. Wir begrüßen die Entscheidung, dass auf Kreisebene vom 13. – 15. 03. der „Spieltag des Schiedsrichters“ ausgetragen wird. Zu diesem Anlass hat sich die Redaktion von vflhalle96.de mit dem Schiedsrichter-Obmann des Vereins, Uli Löbel getroffen und über die Situation der Unparteiischen im Verein gesprochen.
Das Interview führten Robin North und Daniel Schierhold.
- Hallo Uli, schön dass du dich unseren Fragen stellst. Beim Fußball gibt in jedem Spiel 3 unerlässliche Menschen, deren größtes Ziel es ist, so unauffällig wie möglich zu agieren. Die Rede ist vom Schieri- Gespann.
Was hast du mit den Unparteiischen zu tun?
Ich bin seit 15 Jahren der Schiedsrichter Obmann in unserem Verein.
- Und wie sehen die genauen Aufgaben eines SR- Obmannes aus?
Meine Aufgaben als Obmann betreffen die Koordination und die Unterstützung aller Schiedsrichter des Vereins in Zusammenarbeit mit dem Stadtfachverband.
- Woher kommt dein Engagement für die Referees? Hast du selbst mal gepfiffen oder stehst du immer noch ab und zu auf dem Feld bzw. an der Linie?
Ich pfeife aktiv mindestens einmal die Woche, im Nachwuchsbereich bzw. in der Männerstadtoberliga als Assistent. Mir liegt es am Herzen die jungen Schiedsrichter zu begleiten und sie zu unterstützen.
- In letzter Zeit gab es immer wieder Presseberichte über Ausschreitungen und Gewalt gegenüber den Unparteiischen auf Amateur-Plätzen. Wie gehen SR mit dieser Situation um?
Im Vorfeld des Spiels, rede ich mit den Trainern, Betreuern und Kapitänen der Mannschaften. Ich leite unsere Schiedsrichter an respektvoll untereinander umzugehen, egal ob Spieler oder Verantwortliche.
- Ist es dadurch schwieriger geworden junge Leute für das Amt des Schiedsrichters/-in zu begeistern?
Ja definitiv, aber weniger die Jugendlichen selbst, sondern eher das Elternhaus sieht diese Beschäftigung kritischer.
- Wie steht es denn um den Bedarf an Schiedsrichtern in unserem Verein? Wieviele Schiedsrichter schickt der VfL Halle e.V. ins Rennen und haben wir Nachholbedarf?
Derzeitig pfeifen 9 Schiedsrichter für den VfL Halle e.V., Bedarf an neuen Schiedsrichter besteht immer.
- Wie fördert der VfL seine Schiedsrichter? Gibt es eine Art „ Stammtisch“ bei der sich die Schiedsrichter austauschen, Fortbildung oder ähnliches?
Fortbildung und Weiterbildung haben sie derzeitig zweimal jährlich über den Stadtfachverband. Intern treffen wir uns einmal jährlich im „Millers“ zu einem geselligen Abend und Austausch.
- Falls wir mit unserem Gespräch bei den Lesern nun Interesse geweckt haben, wo müssen sich die Interessierten melden? Wie wird man Schiedsrichter? Was für Qualifizierungsmaßnahmen kommen auf Interessierte zu?
Interessierte können sich gerne zu den Öffnungszeiten in der Geschäftsstelle melden unter den veröffentlichten Kontaktinformationen.
Schiedsrichter wird man, indem man einen Lehrgang beim Stadtfachverband erfolgreich abschließt. Dieser Lehrgang findet zweimal jährlich statt. Außerdem wird ein sportlicher Test durchgeführt.
- Kommen wir zum Ende des Gesprächs nochmal auf dich persönlich zurück. Natürlich möchten wir Dir stellvertretend für die ganze Reaktion, noch einmal herzlich gratulieren. Du wurdest vor kurzem vom Stadtfachverband Halle und vom DfB ausgezeichnet, Wofür und wie kam es dazu?
Ich bin überrascht worden. Ich wurde für meine ehrenamtlichen Tätigkeiten im Schiedsrichterwesen ausgezeichnet.
- Die Uhr vom DfB – trägst Du sie am Handgelenk oder hat sie einen Ehrenplatz im Wohnzimmer?
Es wäre schade solch eine Uhr nicht zu nutzen, sondern nur anzusehen.
- Du bist nun schon so viele Jahre im Verein – was wünscht Du dir für die Zukunft unseres VfL Halle 96 e.V.?
Ich wünsche mir den sportlichen Erfolg aller Mannschaften und mehr Zuschauer bei den Spielen.
Vielen Dank für deine Zeit, das gute Gespräch und noch viele Spiele, in denen die unparteiischen gewohnt souverän und unauffällig agieren können.
Beitrag veröffentlicht am 4. März 2020